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Völlig losgelöst … – Mandantenzeitschrift tatort:steuern

Brennpunkt

Völlig losgelöst …

Einige von Ihnen kennen vermutlich noch den Song aus den 80er-Jahren, in dem sich Major Tom (auf falschem Kurs) völlig losgelöst im Raumschiff von der Erde entfernt. Dieses Bild drängt sich bei dem Blick auf die Kurs- oder Preisentwicklungen der wichtigsten Anlageklassen im Vergleich zum regionalen Einbruch der Wirtschaft geradezu auf. Bullische Börsenmärkte, steigende Immobilienpreise und galoppierende Kurse für Kryptowährungen – was ist da los im weltweiten Krisenjahr schlechthin? Sind die Anlageklassen mit ihren jeweiligen Märkten entkoppelt vom realen Leben auf der Erde? Schweben sie völlig losgelöst von jeglicher echten Wirtschaftskraft in anderen Sphären?

Oder sind wir – wenn wir uns beim Blick auf die Anlagemärkte wie in einer Raumschiffkapsel fühlen – einfach zu sehr auf Kontrolle bedacht? Haben wir zu sehr die uns näherliegenden krisengeschädigten Wirtschaftsbereiche in unserer Region vor Augen? Was ist wahr, und was ist eine Blase? Was ist Spekulation, und was ist die logische volkswirtschaftliche Folge unseres Handelns?

Fakt ist: Die corona-bedingte Neuverschuldung bricht alle Negativrekorde, und die im Umlauf befindliche Geldmenge explodiert regelrecht. Im Gegensatz dazu blieben die Inflationszahlen bis vor Kurzem relativ niedrig. Selbst die wirtschaftlichen Einbrüche der Lockdowns konnten der niedrigen Inflation kaum etwas anhaben. Allerdings gibt es seit Langem schon Zweifel an dieser konstant niedrigen Quote, weil die zugrunde liegenden Warenkörbe häufig angepasst werden und es Stimmen gibt, die gewisse Einflussnahmen über die Warenkorbzusammensetzung nicht ausschließen.

Hinzu kommt, dass es nun einen Richtungswechsel bei der Inflationsrate aufgrund der für den Verbraucher teuren Energiewende und der steigenden Rohstoffpreise gibt. So ist die Inflationsrate vom Herbst 2020 von 0,3 Prozent zum April 2021 auf 2,0 Prozent fast schon sprunghaft angestiegen. Und unser Bundesbank-Präsident Jens Weidmann prognostizierte im Februar dieses Jahres gegenüber der Zeitung „Augsburger Allgemeine“, dass die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate in Deutschland zum Jahresende hin über der Marke von drei Prozent liegen könnte. Das würde dann auch offiziell deutliche Wertverluste für liquide Mittel bedeuten.

Stellen Sie sich nun vor, Sie wären reich oder zumindest so vermögend, dass Ihre Bank Ihnen gerade die Höhe des monatlich zu zahlenden Strafzinses für Ihr Bankguthaben mitgeteilt hat. Was tun Sie? Vermutlich denken Sie über alternative Anlagemöglichkeiten nach, mit denen Ihr Vermögen wenigstens nicht monatlich um eine Zinslastschrift gemindert wird und bestenfalls auch noch inflationsgeschützt ist.

Aktien, Immobilen, Edelmetalle, Kunst oder sonstige Vermögensgegenstände – Hauptsache: Sachwerte. Oder, wenn Sie modern und ein bisschen mutiger sind, sogar Bitcoin & Co.? Die populärste Kryptowährung Bitcoin hat im vergangenen Jahr Kurssteigerungen von über 400 Prozent erreicht – den größten Teil davon im letzten halben Jahr. Der Dax hat im gleichen Zeitraum (Anfang Mai 2020 bis Anfang Mai 2021) knapp 5.000 Punkte gutgemacht. Eine echte Börsen-Rallye!

© jenteva, butenkow – stock.adobe.com; Quelle Grafik: www.finanzen.net

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