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U – wie Chaos – Mandantenzeitschrift tatort:steuern

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U – wie Chaos

Die Umsatzsteuer hat in Deutschland eine lange Tradition und kannte bislang nur eine Richtung: nach oben. In Europa sind die Unterschiede beträchtlich.

Die Anfänge der Umsatzsteuer liegen bereits im 16. Jahrhundert in den Niederlanden. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg brachte die „Generalconsumptionsaccise“ 1685 in den deutschen Raum. Zur Finanzierung des Ersten Weltkriegs wurde 1916 die reichseinheitliche „Stempelsteuer“ auf Warenlieferungen in Deutschland eingeführt. Von anfangs 0,5 Prozent stieg die Steuer in mehreren Schritten auf die Sätze von 19 und 7 Prozent, die vor der Corona-Krise galten und zum 1. Januar wieder gelten werden. Selbst in der DDR gab es bis 1970 eine Umsatzsteuer.

Seit 1977 bastelt die Europäische Gemeinschaft an einer Vereinheitlichung des Umsatzsteuerrechts, und seit dem 1. Januar 2007 gelten die Untergrenzen von 15 Prozent beim Regelsteuersatz und von 5 Prozent beim ermäßigten Steuersatz. Nach oben gibt es keine Beschränkung, was zu einem unübersichtlichen Wirrwarr innerhalb der EU führt.

In der EU existieren fünf verschiedene Klassen der Umsatzsteuer: Normalsatz, Zwischensatz, ermäßigter und stark ermäßigter Satz sowie Nullsatz. Kein Land erhebt Steuern in allen Klassen. Die Dänen haben keine große Auswahl: Entweder sie zahlen 25 Prozent – den zweithöchsten Satz aller EU-Staaten – oder nichts.

Zurzeit hat Deutschland den geringsten Normalsatz mit 16 Prozent. Es ist auch das einzige Land, das die Umsatzsteuer aufgrund der Corona-Krise zur Entlastung der Bürger gesenkt hat. Normalerweise zahlen die Luxemburger mit 17 Prozent die geringsten Umsatzsteuern.

In Ungarn greift der Fiskus den Verbrauchern am tiefsten in die Tasche. Mit 27 Prozent ist der Normalsatz der höchste – und zwar nicht nur innerhalb der EU. Auch beim ermäßigten Steuersatz hält Ungarn mit 18 Prozent den Weltrekord. Da bleibt fraglich, ob die Ungarn mit einem stark ermäßigten Steuersatz von 5 Prozent und dem möglichen Nullsatz versöhnlich gestimmt werden können.

Umsatzsteuermäßig am besten lebt es sich in Andorra. Von allen Ländern, in denen Umsätze besteuert werden, ist hier der einzige und einheitliche Steuersatz 4 Prozent.

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